Der Hype um NFTs war groß während Corona. Dann platzte die Kryptoblase. Nun nimmt die juristische Aufarbeitung Fahrt auf. Eine erste Haftstrafe wurde verhängt. Dem Auktionshaus Sotheby's sowie mehreren Prominenten wie Paris Hilton oder Justin Bieber könnte der einst gefeierte "Bored Ape Yacht Club" teuer zu stehen kommen.
Nach dem Platzen der Kryptoblase hat nun die juristische Aufarbeitung in den USA zu einer ersten Haftstrafe wegen Insiderhandels mit NFTs geführt. Ein Manager, Nathaniel Chastain, muss drei Monate Hausarrest absitzen, wie ein Bezirksrichter in New York entschied. Zudem muss er 200 Sozialstunden leisten und 50.000 Dollar Strafe zahlen. Schuldig gesprochen worden war der 33-Jährige bereits im Mai. Er hatte für "Open Sea" gearbeitet, dem weltweit größten Marktplatz für NFTs, auf dem mit Kryptowährungen bezahlt wird. Chastain erwarb günstige NFTs, bevor sie auf der Seite seines Arbeitgebers angepriesen wurden, und verkaufte sie anschließend gewinnbringend weiter.
Der Richter erklärte, das Urteil sei "schwierig" zu fällen gewesen. Er habe Zweifel daran, ob der Fall auch dann vor Gericht gebracht worden wäre, wenn die Tat nicht in der "leicht sexyhaften" neuen Arena der Kryptowährungen verübt worden wäre. Medienberichten zufolge ist es die erste Strafe dieser Art.
Was sind eigentlich NFTs?
NFT sind digitale Kennzeichen. Sie sind jeweils einzigartig, nicht ersetzbar und nicht kopierbar. Man kann damit Dateien zum Beispiel von Bildern, Sammelkarten, Musik, Tweets oder anderem markieren. Durch den Kauf eines NFT, letztlich einer Art Besitzurkunde und Echtheitszertifikat, erwirbt man die Exklusivität eines beliebigen digitalen Werks. NFTs sind daher zum Beispiel für Sammler attraktiv. Die Preise hängen von der Nachfrage ab. NFT steht für Englisch non-fungible-token, also: nicht-austauschbares-Objekt.
Wegen ähnlicher Vergehen wie bei Chastains NFT-Handel hatte es im Mai bereits eine erste Haftstrafe im direkten Zusammenhang mit Kryptowährungen gegeben. Ein Mitarbeiter der Börse "Coinbase" muss wegen der Insidergeschäfte sogar zwei Jahre ins Gefängnis. Er nutzte aus, dass er vorab Bescheid wusste, welche "Münzen" bald gelistet werden. Listungen verschaffen Aufmerksamkeit und sorgen für mehr Liquidität, wodurch in der Regel die Kurse nach oben getrieben werden.
"Bored Ape Yacht Club" bringt Sotheby's, Paris Hilton und anderen Klagen ein
Aktuell sehen sich das Kunstaktionshaus Sotheby‘s und Prominente wie Paris Hilton oder Justin Bieber einer Sammelklage in Kalifornien ausgesetzt. Hintergrund ist der einst spektakuläre Trubel in der Kryptowelt um den so genannten "Bored Ape Yacht Club" - kurz BAYC. Dabei handelt es sich um eine lose, virtuelle Vereinigung. Mitglied kann man werden, indem man eines von insgesamt 10.000 NFTs erwirbt, die jeweils mit Grafiken von immer verschiedenen, gelangweilten Affen verknüpft sind. Es entstand ein Sammlerhype. Wohlhabende Personen wollten die Bilder kaufen und ihre Nachfrage trieb die Preise in die Höhe. Zwischenzeitlich stiegen die auf mehrere hunderttausend Dollar pro Bild.
Während der Coronakrise war die Idee mit den Affen-NFTs in den USA entstanden. Es gründete sich ein Unternehmen namens "Yuga Labs", das binnen kurzer Zeit einen Marktwert von fünf Milliarden Dollar erreichte. Dazu beigetragen haben zahlreiche Prominente wie Paris Hilton und Justin Bieber oder Madonna, Tom Brady, Snoop Dogg, Eminem, Jimmy Fallon und andere. Sie alle kauften - teils öffentlichkeitswirksam - ab der zweiten Hälfte des Jahres 2021 die Affenbilder und steigerten das Interesse am BAYC.
Rechtsextremismus-Vorwürfe gegen BAYC
Auch Sotheby’s und andere Akteure der Kunstszene beteiligten sich. Im September 2021 vermittelte Sotheby’s eine Kollektion von 101 gelangweilten Affen für über 24 Millionen Dollar. Inzwischen sind die Preise rapide gefallen - auch wegen Rechtsextremismus-Vorwürfen gegen den BAYC, aber wohl primär wegen fehlender inhaltlicher Substanz der NFT-Produkte. Zahlreiche Menschen haben große Verluste gemacht. Yuga Labs und anderen Beklagten wird vorgeworfen, die BAYC-NFTs "irreführend beworben" und die Preissteigerungen künstlich erzeugt zu haben.
Sotheby’s weist die Anschuldigungen als unbegründet zurück. Man sei bereit, "sich energisch zu verteidigen", teilte das Unternehmen der FAZ mit. Die NFT-Abteilung aber, so das Blatt, wurde zuletzt personell deutlich verkleinert.
Zu der Thematik können Sie auch einen Podcast von Deutschlandfunk Kultur und ZDF Kultur hören: "Billion Dollar Apes – Kunst, Gier, NFTs", erzählt von Jasna Fritzi Bauer.
Diese Nachricht wurde am 23.08.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
Author: Lisa Perez
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