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Bekommt die Kryptobörse Binance in Deutschland eine Lizenz?


Binance bemüht sich um eine Lizenz der deutschen Finanzaufsicht. Insider bezweifeln, dass die Kryptobörse diese bekommt. Wäre das ein Problem für Binance?

Wenn es nach Michael Wild geht, soll die Schaltzentrale des neuen Finanzsystems ausgerechnet im Zentrum des etablierten Bankensektors residieren. Im 19. Stockwerk des Marienturms, einem der zahllosen Wolkenkratzer der Frankfurter Skyline, arbeitet der 42-Jährige daran, Bitcoin und Co. in die breite Öffentlichkeit zu tragen. Nicht nur weil er, natürlich, in Kryptowährungen die Zukunft sieht – sondern auch, weil es schlicht sein Job ist. Vor gut einem Jahr heuerte Wild als Deutschlandchef bei Binance an, der weltweit größten Kryptobörse. „Wir wollen die Speerspitze am deutschen Kryptomarkt werden“, sagt er selbstbewusst.

Wild – markanter Bart, kahlrasierter Schädel – ist für Binance gerne als wandelnde Litfaßsäule unterwegs. Das Logo des Kryptounternehmens prangt auf seinem schwarzen T-Shirt, der gelbe Schriftzug ziert sogar seine Socken. Viel mehr Öffentlichkeitsdarstellung ist gerade auch nicht drin. Binance fehlen nämlich wichtige Lizenzen, um seine Sichtbarkeit in Deutschland zu erhöhen – noch. Denn der Krypto-Branchenführer will seine Expansion nun auch hierzulande vorantreiben und seine Marktmacht zementieren.

Binance wächst gegen den Trend. Für Kryptounternehmen war 2022 ein Horrorjahr, es folgte eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Mit dem Kollaps der Kryptobörse FTX fand die Kernschmelze am Kryptomarkt ihren vorläufigen Höhepunkt. Seitdem bauen Kryptofirmen radikal Stellen ab oder kämpfen gar mit der Insolvenz. Nur Binance nicht – hier scheint das Geschäft zu florieren. Hilfsprogramme für kriselnde Kryptounternehmen, milliardenschwere Übernahmen, Kundenzuwächse und eine neue Personaloffensive: Die Positivmeldungen reißen nicht ab.

„Binance wird in Deutschland keine Lizenz bekommen“

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Michael Wild soll dafür sorgen, dass die Erfolgsgeschichte der Kryptobörse auch in Deutschland fortgeschrieben wird. Wer mit ihm Bekanntschaft macht, trifft einen redseligen Zeitgenossen. Gerne erzählt er von seinem facettenreichen Berufsleben, wie er früher als Bundeswehrsoldat unter anderem in Afghanistan stationiert war, bevor er in der Finanzszene landete. Vor seinem Wechsel zu Binance verantwortete er das Deutschlandgeschäft des israelischen Brokers eToro, bei dem Anleger per Klick die Portfolios anderer Nutzer kopieren können. Dort gelang Wild das, was man nun auch bei Binance von ihm erwartet: Lizenzen bei der Bundesfinanzaufsicht BaFin durchzuboxen.

Bislang schien die Beziehung zu den Regulatoren ausbaufähig zu sein. Wild erinnert sich noch gut an seine ersten Tage bei Binance: Kurz nach Dienstantritt habe das Unternehmen einen Brief von der BaFin bekommen, mit sportlichen Ansagen, was die Handelsplattform alles zu erfüllen habe, um hierzulande Kryptowährungen verwahren und aktiv um Kunden werben zu dürfen.

Im August habe Binance entsprechende Anträge bei der BaFin eingereicht, der Kontakt zu den Aufsehern sei mittlerweile gut, sagt zumindest Deutschlandchef Wild. „Wir kooperieren voll und ganz mit der BaFin,“ betont er. Wann – und ob überhaupt – die Kryptobörse die gewünschten Genehmigungen, eine Kryptoverwahr- und eine Eigenhandelslizenz, erhält, ist allerdings immer noch unklar. Wild und sein bislang 30-köpfiges Team in Deutschland müssen sich noch gedulden. Die BaFin will sich auf Anfrage nicht zu dem laufenden Prozess äußern. Mit der Sache vertraute Personen aber sind skeptisch.

„Binance wird in Deutschland keine Lizenz bekommen – außer die BaFin ist ´ne Pommesbude,“ sagt ein ehemaliger Manager. Eine Meinung, die so oder so ähnlich gerade einige aus dem Umfeld von Binance pflegen.

Zahlreiche Herausforderungen

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Crypto2Go

Den Kunden ist es offenbar egal, dass Binance von den Aufsichtsbehörden noch nicht lizenziert ist. Eigenen Angaben zufolge zählt die Kryptobörse zwei Millionen Kunden aus Deutschland, wöchentlich kämen durchschnittlich 12.000 weitere hinzu. Solange das Unternehmen nicht aktiv auf Kundenakquise geht und keine deutschsprachige Internetpräsenz betreibt, muss es keine Strafe fürchten.

Kritiker meinen daher, dass sich die Lizenzbemühungen für Binance betriebswirtschaftlich gar nicht rechnen. Die Kunden kommen so oder so. Binance hingegen betont, reales Interesse an einer Lizenz zu haben. Auch ehemalige Mitarbeiter halten die Bemühungen für glaubhaft: Als Weltunternehmen für Kryptoprodukte könne sich Binance der Aufsicht nicht mehr entziehen.

Auch einige Politiker, die sich des Nischenthemas Krypto-Regulierung angenommen haben, sehen das Treiben von Binance skeptisch – nicht zuletzt wegen des laxen Umgangs mit Kundenregistrierungen. Einige glauben, dass dieser für den Genehmigungsprozess nicht gerade förderlich sei. Demut sei gerade nach dem FTX-Crash das Gebot der Stunde.

Die regulatorischen Hürden in Deutschland sind mitnichten das einzige Problem von Binance. Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass die Kryptobörse mit der Handelsplattform Bitzlato kooperiert hatte. Bitzlato wurde wegen mutmaßlicher Geldwäsche vor wenigen Wochen von den US-Behörden dichtgemacht. Bitzlato-Chef Anatoly Legkodymov wurde in den USA verhaftet.

Unklar ist auch weiterhin, ob die Kundeneinlagen mit ausreichend Kryptowerten besichert sind. Binance bestätigt gegenüber der WirtschaftsWoche Gespräche mit „Auditoren einer großen Firma“ dazu. In der Szene kursieren die Namen KPMG und PwC.

Binance-Deutschlandchef Wild hat von Frankfurt aus auf all diese Umtriebe keinen Einfluss – und schon genug mit der BaFin zu tun. Und manchmal, sagt der ehemalige Soldat, sei die deutsche Regulatorik stressiger als ein Auslandseinsatz.

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Author: Bryan Huang

Last Updated: 1698285722

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